„Wenn mich etwas fasziniert, möchte ich es verstehen. Dann lese ich viel und grabe mich tief in die Materie ein.“ Mit dieser Einstellung startete Nassim Sadedin Ende 2021 in das Psychologiestudium an der HMU. Sein Wissensdurst war enorm und so arbeitete er bereits ab dem ersten Semester als studentische Hilfskraft im IMBB Institute for Mind, Brain and Behavior. Hier entdeckte er seine Leidenschaft für die Forschung – und erhielt die Chance auf eine Fast-Track-Promotion parallel zu seinem Masterstudium Psychotherapie.
Der Weg zum Doktortitel ist üblicherweise ein anderer: Erst der Bachelor, dann der Master und anschließend die Promotion. Bereits während des Masters mit der Promotion zu starten, geht nur in Ausnahmefällen wie dem von Nassim: „An der HMU forsche ich im Bereich der komputationalen Psychologie. Mit modernen mathematischen Verfahren, u.a. aus der Künstlichen Intelligenz, möchten wir den menschlichen Lernprozess weiter entschlüsseln, denn wir wissen noch viel zu wenig darüber, wie das Lernen genau funktioniert“, fasst Nassim zusammen.
„Software“ des Gehirns entschlüsseln
Gemeinsam mit seinem Doktorvater Prof. Dr. Daniel Schad geht der Promotionsstudent mittels Quantitativer Methoden der „Software“ des Gehirns auf den Grund. „Wir möchten verstehen, wie Menschen aus den Konsequenzen ihrer Entscheidungen und den Gegebenheiten der Umwelt lernen. Obwohl diese Lernmechanismen grundlegend sind, haben wir sie noch nicht vollständig verstanden. Ein tieferes Verständnis könnte in Zukunft gezielte Interventionen zur Suchtprävention und -behandlung ermöglichen.“
Auf die Frage, ob er schon in der Schule gut in Mathe war, antwortet er schmunzelnd: „Das war ich. Aber für unsere mathematischen Methoden muss man nicht geboren sein. Ich arbeite seit drei Jahren intensiv an diesen Themen und ihrer Umsetzung. Heute bin ich in unserer Forschungsgruppe ein alter Hase.“
Verbindung von Forschung und Therapie
Nach erfolgreichem Abschluss des Masterstudiums, der Promotion und der psychotherapeutischen Fachausbildung sieht sich Nassim als forschender Therapeut. „In der Psychotherapie hilft das Wissen aus der Forschung ungemein. Wenn man tiefgreifend versteht, wie das Gehirn funktioniert, wie dopaminerges Lernen funktioniert, kann man beispielsweise Suchtkranken helfen, ihre Krankheit besser zu verstehen.“ Aktuell lernt er im Masterstudium aber erst noch den Therapieprozess kennen und hilft bei der Diagnostik. Die Menschen in seinem privaten Umfeld dagegen analysiert er bewusst nicht. „Vielleicht achte ich intuitiver auf mich und meine mentale Gesundheit bzw. die Gesundheit meiner Mitmenschen.“
Den Ausgleich zur harten Wissenschaft bieten ihm Fußball, Tennis, Surfen und Yoga. Er malt und hilft im Kunsthaus in seiner Heimat Köln bei Ausstellungen. Und er macht Musik und baut Bühnentechnik für Konzerte auf. „Auch wenn mir die Forschung sehr am Herzen liegt und mein Wissensdurst noch lange nicht gestillt ist, möchte ich mich nicht allein darauf beschränken. Kunst, Musik und Sport waren schon immer ein Teil von mir – und diese Dimensionen möchte ich mir erhalten.“