Rückblick zu vergangenen Ringvorlesungen 2023

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Charakterstärken als persönliche Ressourcen:

Beiträge aus positiv-psychologischer Forschung«

Sommersemester 2023

Vorsitz: Prof. Dr. Claudia Harzer & Prof. Dr. Marco Weber-Harzer (MSH Medical School Hamburg)

Positive Psychologie versteht sich als Wissenschaft von den psychologischen Aspekten und Mechanismen, die Individuen, Organisationen und Gesellschaften dazu befähigen, sich bestmöglich zu entwickeln. Dabei fokussiert sie vor allem auf (1) subjektives Erleben, (2) individuelle Stärken und (3) Rahmenbedingungen von Institutionen, die positives subjektives Erleben sowie individuelle Stärken fördern.

In dieser Ringvorlesung wird ein Schwerpunkt auf individuelle Stärken, sog. Charakterstärken, gelegt. Charakterstärken sind positive, moralisch geschätzte Persönlichkeitsmerkmale und spiegeln sich in den Handlungen (z. B. gut im Team arbeiten), Gedanken (z. B. positiv in die Zukunft schauen) und Gefühlen (z. B. dankbar für die Hilfe eines Freundes sein) von Menschen wider. Charakterstärken gelten als der Teil, den Menschen mitbringen, um ein zufriedenes, glückliches und erfolgreiches Leben zu erleben (neben externen Faktoren wie z. B. gute Bildung, stabiles soziales Umfeld und finanzielle Sicherheit). Entsprechend zeigen Forschungsergebnisse, dass Charakterstärken sowohl im Leben allgemein (z. B. physische und psychische Gesundheit) als auch in unterschiedlichen Lebensbereichen (z. B. Schule, Studium und Beruf) wichtige persönliche Ressourcen darstellen.

Im Zuge der Ringvorlesung geben Expert:innen Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse zur Rolle von Charakterstärken in unterschiedlichen Kontexten.

Wintersemester 2023/24

»Klimawandel und Psyche: Herausforderungen für Individuum und Gesellschaft«

Vorsitz: Prof. Dr. Eva Asselmann und Prof. Dr. Jens Plag (HMU Health and Medical University Potsdam)

Der Klimawandel gehört zu den drängendsten Herausforderungen der Gegenwart. Schon jetzt wirken sich die Veränderungen des Klimas und Debatten darum dramatisch auf unser Leben aus – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter beschleunigen wird. Psychologisch ergeben sich daraus zwei Fragen: Wie können wir den Klimawandel durch unser Verhalten verlangsamen, stoppen oder - zumindest teilweise – umkehren? Und wie können wir es schaffen, trotz der Gefahren und Folgen des Klimawandels (psychisch) gesund zu bleiben? Schon jetzt zeigt sich, dass »Klimastress« bei vielen Menschen zu einer deutlichen Zunahme an psychosozialen Belastungen und Beeinträchtigungen führt. Gleichzeitig wissen wir, dass unsere Persönlichkeit ausschlaggebend dafür ist, wie sehr wir uns für das Klima einsetzen und ob es uns gelingt, umweltschädliches durch umweltfreundliches Verhalten zu ersetzen.     

Vor diesem Hintergrund widmet sich die Ringvorlesung in diesem Semester den folgenden Fragen: Welche Implikationen ergeben sich für die Prävention, Diagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen und die bauliche Gestaltung unseres Lebensraums, um die wachsenden Belastungen durch »Klimastress« abzufedern? Wie können wir psychologische Forschung nutzen, um die Wahrnehmung und Kommunikation des Klimawandels zu verbessern und Menschen – sowohl auf individueller als auch gesellschaftlicher Ebene – zu motivieren, den Herausforderungen des Klimawandels aktiv zu begegnen?

Wir freuen uns sehr, dieses komplexe Thema gemeinsam mit namhaften Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis in diesem Semester interdisziplinär zu beleuchten.

»Klimawandel und psychische Gesundheit«

Ringvorlesung am 09. November 2023 mit Prof. Dr. Mazda Adli

Die Folgen des Klimawandels sind heute schon sichtbar: häufigere und stärkere Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Waldbrände oder Starkniederschläge beschäftigen uns zunehmend, auch wenn wir nicht direkt betroffen sind. Im zweiten Vortrag unserer Ringvorlesung im Wintersemester 2023/24 berichtete uns Referent Prof. Dr. Mazda Adli – nach der Vorstellung von ersten allgemeinen Infos zum Fortschreiten des Klimawandels – vom Zusammenhang zwischen der steigenden Temperaturentwicklung, psychischer Gesundheit und menschlicher Resilienz.

Gerade vorbelastete (junge) Menschen seien besonders gefährdet für klimawandelassoziierte Belastungsreaktionen – im Englischen werden diese unter dem Begriff »Eco-Distress« zusammengefasst. Um hier genauer auf die Auswirkungen einzugehen, stellte Prof. Adli im nächsten Schritt direkte und indirekte Effekte des Klimawandels vor. Während direkte Effekte insbesondere bei den Menschen auftreten, die eine Naturkatastrophe hautnah erlebten und zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörungen auslösen, Aggressionen erhöhen oder Suchterkrankungen begünstigen, betreffen indirekte Effekte des Klimawandels auch soziale Strukturen oder die Wirtschaft, z. B. in Form von zunehmender Migration, einer Verstärkung sozialer Ungleichheit oder Wirtschaftskrisen. All diese Effekte können auch bei Menschen, die nicht direkt betroffen sind, zum Risikofaktor für psychische Erkrankungen führen.

Aus diesem Grund hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) die Taskforce »Klima und Psyche« ins Leben gerufen, um auf die psychischen Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen und Lösungen für die Psychiatrie zu finden. Im letzten Teil des Vortrags stellte Prof. Adli das im vorigen Jahr von der DGPPN herausgegebene Positionspapier vor, das die Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit sowie das Gesundheitssystem zusammenfasst und sich in einer »Berliner Erklärung« mit daraus folgenden Handlungskonsequenzen an Politik und Öffentlichkeit gewandt hat.

Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Mazda Adli für die spannenden Einblicke in das Thema und bei den Teilnehmenden für die anschließende umfangreiche Diskussion.

»Die öffentliche Wahrnehmung des globalen Klimawandels und evidenzbasierte Wege zu nachhaltigerem Handeln«

Ringvorlesung am 26. Oktober 2023 mit Prof. Dr. Ulf Hahnel

»Character Strengths and Well Being in Schools: Implications For Principals, Teachers, and Students«

Ringvorlesung am 27. April 2023 mit Dr. Shiri Lavy (The University of Haifa)

In den letzten Jahrzehnten hat das Interesse am Wohlbefinden oder »glücklich-sein« von Schüler:innen und Schulpersonal zugenommen – dieser Trend wurde durch die COVID-19-Pandemie noch einmal verstärkt. Referentin Dr. Shiri Lavy, forscht an der Universität von Haifa zum Thema Charakterstärken, Beziehungen und Sinnhaftigkeit der Arbeit und untersucht deren Zusammenspiel und Beitrag zum menschlichen Wohlbefinden.

In ihrem Vortrag erklärte sie in einem ersten Schritt, was unter dem Konstrukt »Wohlbefinden« in diesem Kontext zu verstehen ist und definierte die Begrifflichkeiten hedonisches sowie eudaimonisches Wohlbefinden, welche im 21. Jahrhundert eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Im weiteren Verlauf zeigt sie auf, warum und wie Charakterstärken in Schulen zum Wohlbefinden beitragen können und wie der Einsatz gefördert werden kann. Wir bedanken uns bei Dr. Shiri Lavy für den informativen Vortrag und den Teilnehmenden für das rege Interesse.

»Character strengths and work-related mental health«

Ringvorlesung am 13. April 2023 mit Prof. Dr. Claudia Harzer

Die Ringvorlesung im Sommersemester 2023 eröffnete mit einem einleitenden Vortrag von Prof. Dr. Claudia Harzer. Prof. Claudia Harzer ist Professorin für Psychologische Begutachtung an der MSH und forscht zur Rolle von Charakterstärken und deren Nutzung für menschliches Wohlbefinden – besonders am Arbeitsplatz. Zum Einstieg definierte sie 24 unterschiedliche Charakterstärken – die für die gesamte Ringvorlesung zentralen Konstrukte – und führte wichtige Begrifflichkeiten ein. Im Folgenden referierte Prof. Harzer zu ihrer Forschung zur »mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz« und stellte damit aktuelle empirische Ergebnisse vor, welche Rolle Charakterstärken (als moralisch positiv bewertete Persönlichkeitseigenschaften) für mentale Gesundheit im Arbeitsleben spielen können.

Gerade für (angehende) Psychotherapeut:innen stellt dieses Wissen eine relevante Erweiterung dar, da sie in ihrem therapeutischen Alltag oft mit Personen zu tun haben, die mentale Gesundheitsprobleme in ihrem Berufsalltag haben. Wir bedanken uns bei Frau Prof. Harzer für die informative Einführung.